(GMH) Sie tragen flotte Namen wie ‚Elstar‘, ‚Jonagold‘ und ‚Gala‘: Die Ernte von Äpfeln aus deutschem Anbau beginnt in diesem Jahr früher als üblich. In den Handel kommen vor allem neue Züchtungen, die es vor 100 Jahren noch gar nicht gab. Das hat gute Gründe, denn moderne Sorten bieten im Vergleich zu den alten, selten gewordenen eine ganze Reihe an Vorteilen.
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Altes mit Liebhaberwert
Früher war alles besser? Für Äpfel gilt diese Binsenweisheit jedenfalls nicht. Zwar trugen alte Apfelsorten imposante Namen wie ‚Agathe von Klanxbüll‘, ‚Dr. Seeligs Orangenpepping‘ und ‚Gloria Mundi‘. Doch für einen professionellen Anbau in gleichbleibend hoher Qualität eignen sie sich nicht. Es ist wie mit so vielen Dingen aus alten Zeiten: Sie haben noch ihre Liebhaber, die gerne zu Kompromissen bereit sind, wie beispielsweise Oldtimer-Fahrer. Für eine verlässlich gute Ernte taugen alte Sorten hingegen nicht.
Kleine Bäume mit großer Ernte
Rund 2.000 unterschiedliche Apfelsorten, die zum Teil nur regional oder sogar lokal bekannt waren, reiften schätzungsweise Mitte des 19. Jahrhunderts in deutschen Gärten. In der Regel handelte es sich um hochstämmige, großkronige Bäume, die schwankende Erntemengen lieferten. Die Früchte waren zum Teil druckempfindlich, nicht lange lagerfähig und wurden beim Anschnitt rasch braun. Die deutsche Obstvielfalt wird in Privatgärten und auf Streuobstwiesen weiter am Leben gehalten, zumal die Früchte zum Teil ein besonderes Geschmackserlebnis bieten. Das gilt nicht nur für Äpfel, sondern auch für Birnen, Kirschen, Pflaumen und Aprikosen. Im Erwerbsobstbau spielen die alten Bäume hingegen seit den 1970er-Jahren kaum mehr eine Rolle. In modernen Plantagen wachsen ausgewählte Neuzüchtungen, die geringe Ansprüche an Boden und Klima stellen, verlässlich gute Erträge liefern und bei denen sich der Pflegeaufwand in Grenzen hält. Moderne Plantagenbäume bleiben so klein, dass zehn- bis zwanzigmal mehr auf der Fläche einer Streuobstwiese gepflanzt werden können. Zudem lassen sie sich ohne Leiter per Hand ernten. An erster Stelle steht jedoch: Die Früchte sehen ansprechend aus, sind knackig und saftig und haben ein gutes Aroma – und das nicht nur unmittelbar nach der Ernte, sondern im Idealfall den ganzen Winter über.
Apfelhöfe bieten mehr Auswahl
Rund 70 Sorten kommen für den Apfelanbau in Betracht, wobei es nur etwa 30 auf größere Mengen bringen. Was bei Obstliebhabern gefragt und damit im Handel erhältlich ist, unterliegt stetem Wandel. So war ‚Granny Smith‘ in den 1980er-Jahren ein sehr beliebter Apfel, der in den 1990er-Jahren von ‚Royal Gala‘ und ‚Braeburn‘ abgelöst wurde. Heute liegen vor allem rote, süße Äpfel hoch im Kurs. Die meistverkaufte Sorte in Deutschland ist aktuell ‚Elstar‘ (gezüchtet 1955 in den Niederlanden), gefolgt von der Jonagold-Gruppe. Wer andere Vorlieben hat oder Neues ausprobieren möchte, sollte einen Apfelhof in der Nähe besuchen. Hier werden kleinere Mengen interessanter Neuzüchtungen sowie zum Teil auch die alten Sorten mit den klangvollen Namen verkauft, die es im Supermarkt nicht gibt.
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Opas alte Sorte erhalten
Es kann sich lohnen – aus nostalgischen oder geschmacklichen Gründen –, eine alte Sorte beispielsweise aus dem Garten der Großeltern zu erhalten. Werden davon so genannte Reiser geschnitten, können sie für eine Veredelung genutzt werden. Dabei pfropft man Äste der gewünschten Sorte auf den Stamm eines jungen Baumes, damit beides zu einem neuen Baum mit den Eigenschaften des alten heranwächst. Wer dabei Hilfe benötigt, findet Rat in einer Obstbaumschule oder bei einem Apfelanbauer.
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