(GMH/BDC) In Japan, China und Korea haben Heilpilze eine lange Tradition. Viele wissenschaftliche Erkenntnisse über die Wirkung von Pilzen kommen daher aus dem fernen Osten. So veröffentlichte beispielsweise die School of Health Sciences, der japanischen Prefektur Aichi, 2010 die Ergebnisse einer Untersuchung, in der für Agaritin, einen Stoff, der in Champignons vorkommt, eine antitumorale Wirkung nachgewiesen wurde. Im Labor hatte man festgestellt, dass der wässrigen Extrakt aus einer Champignonart, dem Brasil-Egerling, Leukämie-Zellen wirksam bekämpfen konnte. Um zu erfahren, welche Substanz in dem Extrakt für die Wirkung verantwortlich war, zerlegte man sie in einem Flüssigkeits-Chromatographen und stieß auf das Agaritin. Agaritin ist eine wasserlösliche Hydrazin-Verbindung, die in vielen Champignonarten, so auch im Kulturchampignon vorkommt, und jahrelang fälschlicherweise für krebserregend gehalten wurde.
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Bisher hielt man vor allem die Vielfachzucker (Homo- und Heteropolysacheride) mit ihrem hohen Anteil an Betaglukanen für die wirksamste Waffe der Pilze, um die Immunabwehr des menschlichen Körpers zu stärken. Jetzt lenken die vorgestellten Experimente den Blick auch auf das Agaritin, das in verschiedenen Konzentrationen die Vermehrung von zahlreichen, unterschiedlichen Leukämie-Zelllinien verhinderte. Gleichzeitig wurde beobachtet, dass es auch in der höchsten, untersuchten Konzentration keinerlei Einfluss auf gesunde lymphatische Zellen hatte. Das Agaritin selbst besaß danach keinerlei genotoxische und karzinogene Wirkung, wie die Forschergruppe festgestellte.
Zwei Jahre zuvor hatte eine weitere Studie eine mögliche chronische Giftigkeit und Krebsförderung durch Inhaltstoffe des Mandelpilzes (Agaricus blazei Murill), einer weiteren Champignonart, untersucht. Am Laboratory of Molecular Toxicology, Korea Food and Drug Administration, Seoul, South-Korea (Lee et al. 2008), wurden Ratten zwei Jahre lang mit einem Futter ernährt, das bis zu 25.000 ppm (parts per million = Teile von 1 Million) des Mandelpilzes enthielt. Die Studie ergab keine nennenswerte Veränderung in Bezug auf Körpergewicht, Gewichtszunahme, verschiedene Parameter der Blut- oder Serumchemie und die absolute oder relative Organzunahme in der Kontroll- oder Studiengruppe. Die Sterblichkeit in der männlichen Studiengruppe, die mit dem Pilz behandelt wurde, war deutlich geringer als die der Kontrollgruppe. Histopathologische Untersuchungen ergaben kein erhöhtes Tumorvorkommen.
Schon zehn Jahre zuvor hatten Wissenschaftler am Department of Pathology, Fujita Health University School of Medicine, Aichi, (Matsumoto et al. 1991), untersucht, ob der langfristige Verzehr größerer Mengen Champignons (Agaricus bisporus) gesundheitliche Auswirkungen auf Ratten hat. Weibliche Charles River Sprague-Dawley-Ratten wurden über 500 Tage mit einem Futter ernährt, dass zu 30% aus Zuchtchampignons in Form eines Trockenpulvers bestand. Eine Kontrollgruppe wurde ohne den Zusatz von Zuchtchampignons ernährt. Es gab keine deutlichen Unterschiede bei der Tumorhäufigkeit zwischen der Studien- und der Kontrollgruppe. Die Langzeitstudie konnte keine karzinogene Wirkung des Zuchtchampignons feststellen.
Diese Daten stützen die Aussage einer kürzlich veröffentlichten wissenschaftlichen Rezension über verschiedenste Studien mit Agaritin: Es gibt keine wissenschaftlich fundierten Angaben aus Tierstudien oder Studien am Menschen über eine Verbindung zwischen dem Verzehr von Pilzen und Kanzerogenität.
Viele weitere interessante Informationen zu Speisepilzen finden Sie auf der Website www.gesunde-pilze.de.
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