Wo es derzeit grünt und blüht, ist die Freude besonders groß. Jetzt ist die richtige Zeit, alle Winterschäden im Garten zu beseitigen und Stauden auszupflanzen.
(GMH) Wir sitzen im Garten in der Sonne und entdecken Lücken im Beet. Wie kommt das? Wir erinnern uns. Da war doch was! Vor einigen Wochen herrschte in Deutschland ein eisig-kaltes Russlandhoch namens „Dieter“ mit nächtlichen Tiefsttemperaturen von mehr als Minus 20 Grad.
Bilddownload:
Auflösung: 300 DPI (2362 x 1571 Pixel)
Dateigröße: 4,2 MB
Bild herunterladen
In einigen Gegenden Deutschlands sank die Quecksilbersäule bis auf fast Minus 30 Grad. „Das waren Extremwerte, wie wir sie im Verlauf der vergangenen 50 Jahre selten verzeichnen konnten“, stellt Franz-Josef Löpmeier, Leiter der agrarmeteorologischen Forschungsstelle des Deutschen Wetterdienstes in Braunschweig, heraus. „Hinzu kam die in vielen Regionen fehlende Schneedecke.“ Die Pflanzenwelt war diesen „Kahlfrösten“, wie sie der Deutsche Wetterdienst nennt, schutzlos ausgeliefert. Schnee hat eine weit höhere dämmende Wirkung als jeder Winterschutz von Menschenhand, wie Reisig oder Vlies. Die Landwirtschaft registrierte den Schaden als erste auf vielen Feldern mit Wintergetreide. Das wahre Ausmaß der Schäden in den Gärten tritt jetzt in den warmen Frühlingstagen endgültig zutage. Was nun nicht austreibt, erholt sich nicht mehr.
Dabei erscheint uns der Winter schon ganz weit weg zu sein. „Der war doch gar nicht so streng?“ Ja, tatsächlich war er insgesamt mild und feucht. Die Extremkälte mit Trockenheit dauerte gerade mal drei Wochen Ende Januar bis Mitte Februar. Und doch: Gerade unsere mehrjährigen Gartenstauden, die grundsätzlich geeignet sind für eine Überwinterung im Freien, schaffen es nicht mehr. Es bleibt zu vermuten, dass die längere milde Phase vor den Kahlfrösten die Pflanzen schon auf den Frühling einstimmte, so dass sie für die tiefen Tempertaturen nicht mehr gewappnet waren. Darüber hinaus kühlte der tagelange Dauerfrost den Boden und damit die Wurzelstöcke der Stauden ungewöhnlich stark aus. Das schädigte auch sonst robuste Pflanzen. Dabei waren es oft die sonnig-kalten Wintertage, die wir genossen haben, die einigen Stauden besonders zusetzten. Arten, die auch noch im Winter ihr Laub tragen, wie zum Beispiel Bergenien und Immergrün, müssen verdunsten, wenn die Sonne scheint. Doch aus dem hart gefrorenen Boden können sie kein Wasser ziehen. Sie vertrocknen und erscheinen dann „wie erfroren“.
Was nun ansteht, ist das Entfernen von allem, was nicht mehr lebt, das Zurückschneiden bis auf den lebendigen Trieb. Das unterstützt die Pflanze, all ihre Kraft in den neuen Austrieb zu stecken und sich nicht mit altem Ballast zu beschäftigen. In den Staudenbeeten ist jetzt die ideale Zeit, Neupflanzungen vorzunehmen, bevor es zu sommerlich-heiß wird. Uns ist nun klar, was die Pflanzenwelt im Winter an Extremen erlebt hat. Wir schätzen es umso mehr, die Natur wieder in ihrer vollen Pracht zu sehen. Es bleibt ein Wunder, jedes Jahr auf’s Neue, ohne Frage.
Artikel als pdf-Datei downloaden