In der Staudengärtnerei Fehrle Stauden hält Juniorchef Christoph Hokema sechs Bienenvölker – aus Leidenschaft und Überzeugung.
(GMH/BdS) Bei Christoph Hokema brummt der Laden – Pardon, die Gärtnerei – und zwar wortwörtlich: Sechs Bienenvölker pflegt der 33-jährige studierte Gartenbau-Bachelor auf dem Gelände der Staudengärtnerei Fehrle Stauden in Schwäbisch Gmünd. Schwer zu sagen, wer davon mehr profitiert, der passionierte Hobbyimker oder seine schwarz-gelb gestreiften Schützlinge. „Ich kann mich über einen besonders feinen, da von vielen verschiedenen Nektarquellen stammenden Honig freuen. Für die Bienen wiederum ist eine Staudengärtnerei als Heimat ein echter Glücksfall, weil sie hier von März bis Ende Oktober blühende Pflanzen vorfinden.“ Ein solch durchgängiges Blütenangebot ist selbst im ländlichen Raum längst nicht mehr selbstverständlich. Zwar bietet insbesondere Raps den Insekten während der Blütezeit ein reichhaltiges Nahrungsangebot. Sind die Feldkulturen jedoch abgeblüht, haben die fleißigen Nektar- und Pollensammler ein echtes Problem.
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„Die mangelnde Artenvielfalt in Kombination mit der für Bienenvölker gefährlichen Varroamilbe hat dazu geführt, dass es heute quasi keine wildlebenden Bienenvölker mehr gibt. Parallel dazu nahm über Jahre hinweg auch noch die Zahl der Imker ab, weil der Nachwuchs fehlte“, erklärt Christoph Hokema, der sich bereits als Schüler sein erstes eigenes Bienenvolk zulegte. Umso mehr freut er sich, dass sich neuerdings wieder mehr und insbesondere junge Menschen für die Imkerei interessieren. „Ausreichend Imker und eine bienenfreundliche Umwelt sind von enormer Wichtigkeit, wenn man bedenkt, dass die Biene in Bezug auf ihre Wirtschaftsleistung das drittwichtigste Nutztier ist.“ Ohne die unglaubliche Bestäubungsleistung der friedliebenden Brummer würden die jährlichen Erntemengen bei vielen Obst- und Gemüsearten erheblich sinken. Bei Äpfeln beispielsweise könnten nur noch 37 Prozent der durchschnittlichen Mengen geerntet werden, bei Birnen sogar nur noch 11 Prozent, so Hokema.
Staudengärtner wirtschaften generell sehr naturnah. Die Pflanzen stehen meist im Freiland unter natürlichen Witterungsverhältnissen und werden nur sehr verhalten gedüngt, damit sie sich im Garten schnell Nährstoffe suchen und einwachsen. Chemische Pflanzenschutzmittel sind bei der Kultivierung von Gartenstauden kaum notwendig. „In 80 Prozent aller Fälle setzen wir auf Maßnahmen des biologischen Pflanzenschutzes. Wir wenden zum Beispiel gezielt Pflanzenstärkungsmittel an, um die natürliche Widerstandskraft der Pflanzen zu erhöhen, das funktioniert sehr gut“, berichtet Christoph Hokema.
Er hofft, dass die derzeit wiedererwachte Begeisterung für die Honigbiene langfristig bei vielen Menschen zu einem gesteigerten Umweltbewusstsein und Interesse an der Natur führt. „Die Biene als Sympathieträger ist bestens geeignet, um Zusammenhänge in der Natur begreiflich zu machen. Insbesondere Kinder sind so begeisterungsfähig, die wollen mit anpacken und helfen, das sehe ich immer wieder an unserem eigenen Nachwuchs.“ Erfolgserlebnisse sind garantiert: „Im vergangenen Jahr haben wir in unserem eigenen Garten ein großes Insektenhotel aufgebaut. Da kamen die ersten Wildbienen schon zur Besichtigung angeflogen, ehe es überhaupt fertig war.“ Kein Wunder, denn in den vergangenen Jahren sind neben der Honigbiene auch Wildbienen, Hummeln, Falter und andere Insekten in arge Bedrängnis geraten – sowohl durch einen zunehmenden Mangel an Nahrungspflanzen als auch aufgrund fehlender Unterschlupf- und Nistmöglichkeiten. „Wer der Honigbiene etwas Gutes tut, hilft also gleichzeitig vielen weiteren faszinierenden Lebewesen.“
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Bienen im eigenen Garten helfen
Pflanzen, die viel Nektar und Pollen produzieren, ziehen nicht nur Honigbienen an, sie sind auch eine wichtige Nahrungsquelle für Wildbienen, Hummeln, Schmetterlinge und viele andere Insekten. „Echte Bienenmagneten sind zum Beispiel Kugeldisteln (Echinops), Steppen-Salbei (Salvia nemorosa), Katzenminze (Nepeta), Polster-Glockenblume (Campanula poscharskyana), Duftnesseln (Agastache), die auch als Steinquendel bekannte Bergminze (Calamintha) und viele Wolfsmilcharten (Euphorbia)“, zählt Christoph Hokema von der Staudengärtnerei Fehrle Stauden auf. Wichtig: „Verwenden Sie vor allem Sorten mit ungefüllten Blüten. Gefüllte Blüten produzieren in der Regel weniger oder gar keinen Nektar und Pollen und nützen den Bienen daher wenig.“ Mindestens ebenso wichtig sind ein möglichst vollständiger Verzicht auf Pflanzenschutzmittel und ein dauerhaftes Nahrungsangebot, weiß der studierte Gartenbauer und Hobbyimker. „In vielen Gärten blüht es von April bis Juni überreich, aber davor und danach kaum. In solchen Fällen lohnt es sich, gezielt Zwiebelblumen und sommer- sowie spätblühende Stauden zu ergänzen.“ Das Resultat: nahezu ganzjährig blühende Beete. Darüber freuen sich sowohl die Bienen als auch die Gartenbesitzer.
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