(GMH) Was hält das neue Jahr für uns bereit? Glück, Gesundheit und Erfolg oder werden wir vom Pech verfolgt? Schon unsere Urahnen versuchten den Schleier über der Zukunft zu lüften und – geben wir es zu – so ein bisschen versuchen wir das auch heute noch. Mit besonderer Aufmerksamkeit beobachteten unsere Vorfahren alles, was sich an den zwölf Tagen zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag ereignete. Dieser Zeitraum erschien ihnen wie ein Spiegelbild der kommenden zwölf Monate. Regen und Unwetter verhießen Schlechtes, Tage mit Sonnenschein und mildem Wetter, verfrühte Blüten und Blätter dagegen Gutes.
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Als besonders aussagekräftig galt die Christrose (Helleborus niger). Zwar stammt sie ursprünglich aus den Kalkalpen, zog aber schon früh in die Gärten ein. Leonhardt Fuchs schrieb bereits 1543 in seinem „Kreutterbuch“, die Christwurtz wachse „schier allenthalben in den Gärten“. Die schöne Blüte und ihre Heilkraft bewog die Menschen sie nach Haus zu holen. Vor allem aber beschäftigte sie die ungewöhnliche Blütezeit. Eine Pflanze, die mitten im Winter blühte, musste über besondere Gaben verfügen und die ließen sich sicher auch auf die eigenen vier Wände lenken. Dass es gute Kräfte waren, das garantierten das klare Weiß und der Blühbeginn, der oftmals – wenn auch nicht immer – auf das Weihnachtsfest fällt.
Klappte es mit der Blüte zum Fest, war das natürlich bereits ein wunderbares Omen. Das neue Jahr konnte gar nicht anders als gut werden. Wer es noch ein bisschen genauer wissen wollte, der schnitt kurz vor Weihnachten zwölf Christrosen-Knospen ab und stellte sie in die Vase. All jene, die zuverlässig aufblühten, standen für einen glücklichen Monat. Öffneten sie sich nicht, musste man mit Unglück rechnen. Ein bisschen heikel war dieses Orakel, denn Christrosen-Stängel besitzen eine sehr feste Haut. Werden sie nicht sorgfältig angeschnitten, verstopfen die Leitungsbahnen und die Knospen öffnen sich nicht. Gärtner empfehlen daher heute, Christrosen-Stängel nicht nur frisch anzuschneiden, sondern auch noch rundum mit einer Nadel anzustechen. Dann blühen und halten sie zuverlässig. Noch sicherer klappt das Aufblühen natürlich bei Christrosen im Topf. Mit ihnen lässt sich getrost das Christrosen-Orakel befragen. Die Antworten fallen immer gut aus.
Und sollte sich wider Erwarten doch eine der Knospen nicht öffnen, dann helfen immer noch die vielen anderen Glücksbringer. Der vierblättrige Klee zum Neuen Jahr lässt voller Zuversicht in die Zukunft blicken. Die immergrünen Blätter der Misteln wehren zuverlässig alles Böse ab und an den kräftigen Dornen der Stechpalme kommen böse Geister gar nicht erst vorbei, wenn man sie als Strauß oder Kränzchen über die Türschwelle hängt.